„Was vom Werke übrig blieb”
![]() Eine künstlerisch-fotografische Bestandsaufnahme der stillgelegten und zum Abriß vorgesehenen Mühlacker Ziegelwerke.
Maximilian Lutz von der Pforzheimer Zeitung hatte mich - im Rahmen seiner Berichterstattung zum Projekt 'Der Geschmack der Erinnerung' und wissend um meine 'stete Suche nach beseelt-morbider Architektur' - schon im Herbst 2012 auf dieses Kleinod hingewiesen (zur Vorgeschichte siehe Zeitungsberichte 1 und 2).
Doch ließen mich andere Ausstellungs-, Projekt- und Publikationspflichten erst Anfang 2013 auf die Idee eines fotografischen Durchgangs durch die Mühlacker Ziegelwerke zurückkommen.
So kontaktierte ich zunächst Wolfgang Rieger, der mir als Mitvorstand des Historisch-Archäologischen Vereins (siehe Link 1) viele interessante Einblicke in die Geschichte des Areals ermöglichte und auch anklingen ließ, daß der Ziegelei in Mühlacker in vieler Hinsicht ein ähnlicher Stellenwert wie Schenk in Maulbronn zukomme.
Darüber ergab sich der Kontakt zu Jörg Haberbosch, seines Zeichens 'Urgestein mit 37-jähriger Betriebszugehörigkeit', profunder Kenner („ich kenne hier jede Schraube”) und bewährter Führer des Geländes. Beim ersten Durchgang im März 2013 öffnete er dann Maximilian Lutz und mir die Augen für viele Details, die uns sonst gewiß verborgen geblieben wären. Er wies uns auch darauf hin, daß das Gelände nun weitgehend versiegelt wäre und in den folgenden Wochen bis Monaten zur Ausräumung und zum Abbruch bereit stünde. Und er ließ auch, wie ich es an dieser Stelle wohl andeuten darf, jene verständliche Rührung anklingen, die gewiß uns alle in der Rückschau auf ein großes (berufliches) Lebenswerk heimsuchen würde.
Im März und im April 2013 ergab sich dann die Gelegenheit zu zwei mehrstündigen Streifzügen durch das verlassene Gelände. Gut 40 Arbeiten sind dabei entstanden, von denen ich 20 für die Bildserie und zur Präsentation ausgewählt habe.
Vor dem eigentlichen Bildteil (siehe unten) will ich jedoch versuchen, Ihnen das dort 'mit allen Sinnen Gesehene und Empfundene' zunächst mit Worten ein wenig nahezubringen: „Auf dem lichthellen Hof, unter wärmender Frühlingssonne treffen wir uns. Ein seltsamer Schauder will uns schon ergreifen, als wir dem Eingang zustreben. Es ist wie ein Nadelöhr, einer der letzten Zugänge zu einem geheimnisvollen Reich. Drinnen umfängt uns fast vollständige Dunkelheit, auch eine Kälte, wie wenn die Heiterkeit des Frühlingstages mit einem Schlag verloren wäre. Mühsam tasten wir uns voran, fürchten zu stolpern und anzustoßen. Immer mehr greift die Kälte nach uns, lassen uns auch die allmählich aus der Dunkelheit heraustretenden Strukturen schaudern. Sind wir gar in einer Gruft? Finden wir wieder heraus? Plötzlich ein Lichtschein wie eine Hoffnung, beim Nähertreten ein Streiflicht, doch auch ein neuer Schreck, denn alte Gestelle und Rohre erscheinen uns nun wie skelettartige Gebilde, die sich in unsere Richtung strecken. Fast wollten wir uns aneinander heben, um das Unbehagen zu bannen. Wir streben voran und geraten dann auch in hellere Räume, die uns in ihrer Überschaubarkeit willkommen heißen, doch steckt der Zwiespalt von Schrecken und Staunen noch in uns.”
Ich möchte Maximilian Lutz an dieser Stelle nochmals danken, sowohl für die Beisteuerung des Projekttitels („Was vom Werke übrig blieb”) wie auch für seine Berichterstattung im Projektverlauf (siehe Zeitungsberichte 3 und 4). Einen vorläufigen Abschluß fand das Projekt schließlich im Mai 2013. als dem Historisch-Archäologischen Verein Mühlacker eine Bildmappe mit den 20 ausgewählten Fotografien zur Unterstützung der Vereinsarbeit übergeben wurde.
Die weitere Verwertung ist derzeit noch offen, eine spätere Ausstellung steht aber zu Gebote. Auch die Idee eines handsignierten Fotobuches in limitierter Auflage und im hochwertigen Druck steht noch im Raum. Da die bisher vorliegenden Vorbestellungen jedoch noch nicht für eine erste Auflage ausreichen, wird die vergünstigte Bestellmöglichkeit noch bis Ende Juni 2013 verlängert (siehe Link 2).
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© WEB PRO MEDICO Letzte Änderung am 14. Januar 2015 |