Dr. Thomas Brotzler
            Fine-Art-Fotografie


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            Nr. 08|2016

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Franche-Comté | Vom Zauber der bukolischen Landschaft


Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kunstfreunde,

auch in diesem Jahr führte mich die Herbstexkursion in die Region Franche-Comté, besonders in das Gebiet des dortigen (also französischen) Jura. Über diese zauberhafte Karstlandschaft und deren Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu unserer Schwäbischem Alb (im Französischen als »Jura souabe« bezeichnet) hatte ich schon anläßlich meiner letztjährigen Herbstexkursion im Rundschreiben Nr. 12|2015 berichtet.

Ein steter Wechsel von Waldgebieten, Weideflächen und Flußniederungen findet sich dort in immer wieder neuer Anordnung. Für mich sind diese Landschaften tatsächlich »bukolische bzw. pastorale«, wie sie seit jeher in Malerei und Dichtung zitiert werden. Kennzeichnend ist eine ganz besondere Mischung aus vertrauten, gewissermaßen profanen Landschaftsaspekten (den uns auch im Alltag begegnenden Wäldern, Weiden und Flüssen) einerseits, dramatischen bzw. heroischen Elementen (die uns eine Idee von Idyll und Urtümlichkeit jenseits des Kitschigen vermitteln) andererseits.

Eine unberührte Region ist es wohlgemerkt nicht, also kein Urwald und keine Ödnis, sondern eine über lange Zeiträume gestaltete Kulturlandschaft. Die Kargheit der dortigen Böden erlaubte seit jeher keinen intensiven Ackerbau, sondern nur eine extensive Weidewirtschaft, die unserem heutigen Blick im Sinne reichhaltiger und kleinteiliger Gliederung und des auf der Weide stehenden Viehs so gut tut. Man streift über die kaum gedüngten Wiesen und es riecht dort ganz anders, eben nach Kräutern und Blumen. Den Kühen, Schafen und Ziegen schmeckt es, was wir wiederum aus dem vor Ort produzierten Käse herausschmecken. Die Zeit ist dort, wenn man so will, ein wenig stehen geblieben ...

Das erste Bild zeigt eine Uferszene am Doubs. Wir befinden uns auf der Höhe der canyonartig eingeschnittenen »Corniche de Goumois«. Der Fluß markiert hier auch die französisch-schweizerische Grenze. Er fließt an dieser Srelle kräftig, aber nicht wild. Hinter dem Standort des Fotografen läuft der überregionale Wanderweg »GR Grande Traversée du Jura«, auf acht Kilometern auch als »Sentier des Seignottes« bezeichnet und dem Vernehmen nach auf eine Entdeckung Voltaires zurückgehend. Das Gebiet ist aber nicht nur für Spaziergänger und Radfahrer, sondern auch für Angler und Kanuten ein Traum.

Das zweite Bild zeigt eine typische Landschaft der Hochebene. Wir befinden uns hier zwischen Longeville und Èvillers, oberhalb der schluchtartig eingeschnittenen Loue. Es ist zugleich das »Pays de Courbet«, also die Heimat von Jean Désiré Gustave Courbet, des bekannten realistischen Landschaftsmalers des 19. Jahrhunderts, der ebendort die meisten seiner Bildmotive gefunden hatte. Im Vordergrund ist der »Gouffre du Cyclope« (also die Doline bzw. der Karsttrichter des Zyklopen) angeschnitten, dahinter erstreckt sich zeigt sich ein weitläufiges Waldgebiet und die Hochweide »La Combe«.

Das dritte Bild ist eine Variation des zweiten, zeigt die sanfthügelige Hocheben im Details. Am linken Bildrand, im abfallenden Gelände des unteren Bilddrittels erahnt man eine weitere Doline. Diese Karsttrichter stellen jeweils Öffnungen der derunter befindlichen, weitverzweigten Höhlensysteme dar, und man kann sich vorstellen, daß diese in alter Zeit mit allerlei Sagen und Erzählungen belegt waren.

Das vierte Bild markiert schließlich einen thematischen Schwenk. Nicht nur die Landschaft ist bezaubernd dort, sondern es finden sich (abseits der touristischen Trassen und kaum in einem Reiseführer verzeichnet) auch viele pittoreske und liebevoll gepflegte Dorfkirchen, wie etwa die hier abgebildete »Église Saint-Laurent« in Mouthier-Haute-Pierre. Wie fast alle ländlichen Gemeinden in Frankreich ist auch diese von der Landflucht stark betroffen - lebten gegen Ende des 19. Jahrhundert dort gut 800 Einwohner, so sind es derer heute noch etwas über 300. Was das Kirchlein angeht, so hat dieser der gotische Umbau des 16. Jahrhunderts gut getan. Licht kam herein und vertrieb die Düsternis der romanischen Anlage des 14. Jahrhunderts.

Alle Abbildungen sind verlinkt, ein Mausklick öffnet jeweils eine bildschirmgroße Darstellung im Browser. Bislang konnte ich erst einige Bilder dieser Fotoexkursion (darunter eben die hier gezeigten) ausarbeiten - so kann ich mir noch überlegen, wo und wie ich die Bildstrecke nach Fertigstellung platziere. Ggf. werden diese in einem Artikel über »Vertraute bzw. Seelenlandschaften« Verwendung finden, der für nächstes Jahr im Magazin »c't Digitale Fotografie« angedacht ist.

Nun wünsche ich Ihnen viel Freude bei der Betrachtung der Bilder. Für alle Fragen in diesem Zusammenhang oder auch ganz allgemein zu Reisen in die Franche-Comté stehe ich Ihnen natürlich gerne zur Verfügung. Und wie immer gilt, daß auch diese Arbeiten im großformatigen Fine-Art-Druck und in limitierter Auflage erworben werden können.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Thomas Brotzler

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9. September 2016