Dr. Thomas Brotzler
Fine-Art-Fotografie


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„Michaels Espressobar – Von der wundersamen Wandlung eines Eisenbahnaufbereitungswerkes”
Vorbemerkung:
Begonnen und abgeschlossen im Juli 2017. Weitere Verwertung noch offen.
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Essai:
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Es ist ja kein Geheimnis, daß mich von Seiten der Architekturfotografie die ´industriellen Lost places´ immer wieder in besonderer Weise anziehen – freilich ohne jene ´Nacht- und Nebelkomponente´, die der einschlägigen Fotografenszene im Sinne eines ´selbstgewissen Dort-Eindringens und Sich-Herausnehmens´ oftmals erst den nötigen Kick zu geben scheint; stattdessen beschränke ich mich strikt auf die legitime Seite solchen Schaffens und arbeite insofern nicht gegen die Besitzer, Betreiber und Rechteinhaber an, sondern immer mit diesen zusammen.
In solcher Weise sprach mich unlängst ein Bekannter an, der sich gewissermaßen auf die Umwidmung und Umnutzung historischer Industriebauten in Richtung zeitgemäßer Produktions- und Veranstaltungsstätten konzentriert hat. Er heißt Michael, und er bat darum, seinen vollständigen Namen und den Ort des Geschehens zum jetzigen Zeitpunkt noch aus dem Spiel zu lassen. Dies konnte ich gut nachvollziehen, da ja am Objekt noch einiges zu tun ist und er das Fertige zu gegebener Zeit und in geeigneter Weise selbst der Öffentlichkeit präsentieren möchte.
Als Michael mir gegenüber von ´großer, historischer Halle, Aufbereitungswerk und Eisenbahn´ sprach, stellte sich bei mir sogleich jene besondere Wachheit ein, die (bildlich gesprochen) wohl auch dem Fährtensuchhund zu eigen sein mag, welcher eine interessante Spur entdeckt. Ansonsten verstand ich bis dahin nur Bahnhof und assoziierte allenfalls ´Märklin-Eisenbahn, Pinzette und Uhu´. Später und bei der Führung durch das Objekt begann ich zu verstehen, daß hier ´die großen Jungs an den großen Loks´ ungefähr das machten, was wir vormals ´als kleine Jungs an den kleinen Loks´ probierten.
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Solches vermittle ich ja immer wieder gerne in meinem Unterricht: Die Geburtsstunde eines erfolgversprechenden Fotoprojektes ergibt sich dann, wenn eine Motivgruppe uns gefühlsmäßig packt, den Phantasieraum öffnet und wir in solcher Weise beginnen, in müßiger Weise Vergleiche zwischen vorgefundenem Hier und Jetzt und eigenem Dort und Damals anzustellen. Die spätere Bildstrecke ist dann im besten Fall etwas, was dem Betrachter eine ´unmittelbare Vorstellung der gleichzeitigen Betrachtung von Außen und Innen´ vermitteln kann.
Bei besagter Führung war ich tief beeindruckt von der zeitlosen Schönheit jener vornehmlich aus der Gründerzeit bzw. dem beginnenden Jugendstil (also Anfang des 20. Jahrhunderts) stammenden Bauten. Gleichsam ist bemerkenswert, wie aufwendig (ziegelgemauerte Wände) und zugleich unkaputtbar (Träger nahezu in Edelstahlqualität) damals gebaut wurde.
Für meine schönen Märklin-Eisenbahn-Phantasien fand ich zunächst aber gar kein Äquivalent. Man ahnt zwar und sieht an einigen (probeweise geöffneten) Stellen auch die früheren Gleisanlagen und Arbeitsgruben, doch ist der Boden durchgehend asphaltiert, was offensichtlich der zwischenzeitlichen Nutzung als Lager geschuldet ist.
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Ansonsten fiel dieses Objekt dem Glück bzw. Schicksal anheim, Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts ins Visier des Denkmalschutzes zu geraten. Einem einfachen Plattmachen war damit ein Riegel vorgeschoben, aber es brauchte dann offensichtlich noch eine ganze Weile, bis jemand wie Michael hier mit den richtigen Visionen und Möglichkeiten vorbeischaute. Das ist übrigens etwas, was ich von Herzen auch der Mühlacker Ziegelei und Maulbronner Gießerei (also meinen großen Fotoprojekten der letzten Jahre) gewünscht hätte – erstere ist bereits abgerissen, letztere wartet wegen scheinbar unergründlichen Schadstoffeintrages noch darauf; in beiden Fällen stehen berückende Ideen einer Überbauung mit Baumärkten, Parkplätzen und Reihenhaussiedlungen im Raum ...
Mein inneres Schlitzohr ist ja bei solchen Exkursionen immer mit von der Partie. So kamen wir bei unserem Durchgang auch durch die seitlichen Partien bzw. Anbauten der Halle, die vormals Verwaltung, Werkstätten und Umkleidemöglichkeiten waren, und an einer bestimmten Stelle verfiel Michael (der im übrigen ja ein baulich kundiger und kaufmännisch rechnender Mensch ist) vollends ins Visionäre. „Hier soll meine Espressobar hinkommen”, meinte er lakonisch.
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„Bumm”, machte es da in mir – und es mag die in mir selbst etwas zuasphaltierte Assoziation zum Eisenbahnerischen gewesen sein, die meine Phantasien zu diesem Objekt auf eine grundlegend neue Umlaufbahn brachte; ganz wie Tankstellen heute eher Supermärkte und Bäckereien mit angeschlossener Zapfvorrichtung sind, stellte ich mir nun die künftige Halle als heimeligen Kaffeeausschank mit angeschlossener Produktionsstätte vor.
Der Führung durch das Objekt durch Michael folgte dann der eigene fotografische Durchgang – hierzu muß ich mich in eine meditative Verfassung bzw. autistische Versenkung bringen und kann gar keine wie auch immer geartete Ablenkung brauchen. Gleichwohl blieben mir Michaels Worte im Sinn und nahmen insofern auch Einfluß auf die nachfolgende Auswahl und Gestaltung der Szenen.
In die Bildstrecke spielen somit ganz verschiedene Aspekte hinein – etwa eine Reminiszenz an die Modelleisenbahn der Kindheit, die Freude an zeitloser Architektur und deren sinnstiftender Bewahrung oder eben auch jenes, was dort künftig sein wird. Wie immer ist der Betrachter freilich frei, eigene Anklänge in die Bilder einzubringen, denn Kunst entsteht ja bekanntermaßen auch im Augenblick der Betrachtung ...
Weiteres:
Alle hier gezeigten Arbeiten können als großformatige Fine-Art-Prints auf barytbeschichtetem Premium-Papier in limitierter Auflage von jeweils 20 Exemplaren und mit ausgewiesener Mehrwertsteuer käuflich erworben weren. Die Bilder sind in der Größe 60 cm auf 40 cm, persönlich signiert und mit individuellem Zertifikat versehen.
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Vorschaubilder (17):
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